Donnerstag, 17. Juli 2014
Menschen der Nacht #2
Er saß alleine an der Bar. Als ich mich neben ihn setzte und einen Drink bestellte brauchte er nicht lange um mich in ein bisschen Smalltalk zu verwickeln.
Er roch nach Schnaps & Zigaretten (noch strenger als es in dieser Stadt sowieso fast jeder tut),
„Verlass diese gottverdammte Stadt bevor es zu spät für dich ist Kleiner“ mahnte er mich zum Abschied nachdem ich meinen Whiskey & noch 2 weitere recht zackig hintergeschüttet hatte.

Als ich 4 Tage später, nach Schnaps & Zigaretten stinkend über meinen "Guten-Morgen-Drink", zu dem ich mich von einer blonden, halb nackten Bedienung am Weg zum cafe holen hatte überreden lassen & über all die Junkies, Spielsüchtigen & anderen traurigen Gestalten nachdachte von denen ich die letzten 96 Stunden umgeben war, verstand ich plötzlich was der alte Trunkenbold meinte.
Denn obwohl ich weniger als 2 Stunden zuvor mit blutunterlaufenen Augen, nach geschätzten 1,5 Stunden Schlaf, das bisschen Essen vom Vortag und ungefähr doppelt soviel Galle in meine Dusche gekotzt hatte, sehr viel Geld ärmer war & mir nicht 100% sicher war, wie lange genau ich eigentlich schon hier war, lustete es mich nach mehr.
Eine halbe Stunde später stand ich mit gepackten Koffern an der Rezeption. Der selbe Porter als beim Einchecken... James.
„Ich hoffe sie haben Ihre Zeit hier genossen Sir?“

Eine Antwort war kaum nötig, er konnte es mir ansehen, konnte es an mir riechen... Nur eins von vielen potenziellen Opfern dieser Stadt. "Nichts wie weg hier" war die Devise!

Ich steckte ihm 20$ Trinkgeld zu & verabschiedete mich mit den Worten „Viva Las Vegas James!“ bevor ich mich umdrehte und (leicht wehmütig) in Richtung Ausgang torkelte.