Sonntag, 26. Oktober 2014
Menschen der Nacht #11
Spielsucht kennt kein Alter, kein Geschlecht, keine Rasse & anscheinend auch keine sanitären Anlagen.
Er hatte so einen guten Lauf beim Black Jack, dass er sich strickt weigerte auf die Toilette zu gehen & sich stattdessen lieber in die Hose kackte.
Unertragbarer Gestank. Ein Haufen unglückliche Spieler & ein unglücklicher Dealer sehen zu wie er erst von Sanitätern durchgecheckt & anschießend von verständlicherweise leicht angewidertem Sicherheitspersonal zum Ausgang begleitet wird.
Das traurigste an der ganzen Sache ist, dass es einen nicht einmal mehr schockt...



Sonntag, 26. Oktober 2014
Menschen der Nacht #10
Die meisten Leute haben einfach nie verstanden, dass die Welt Leute wie uns braucht. Leute die es schaffen auf dem schmalen Grad zwischen Absturz & Aufstieg zwischen Tag & Nacht zu wandern. Leute die mit den ganzen verrückten Freaks in Kontakt kommen & sowohl die Traurigen als auch die amüsanten Geschichten vom "Bodensatz" der Gesellschaft erzählen können.
Denn genau an diesen Geschichten geilen sich doch so viele auf. An der Tatsache, dass es Anderen schlechter geht als ihnen. Daran, dass Leute die es sich gewagt haben ein Risiko einzugehen gescheitert sind. Oder daran, dass jene die ihren Mund nicht gehalten haben und sich kleinlaut zu Sklaven der Gesellschaft haben machen lassen, heute am Boden sind...
Und die paar wenigen die es auf diese Weise zu Etwas gebracht haben, die himmelt man an. Die Männer wollen sein wie sie & die Frauen wollen sie.
Wir sind die Diplomaten der Unterwelt. Die mit denen man sich unterhalten kann obwohl sie sich in "schlechten" Kreisen bewegen. Aber insgeheim wünschen sie uns auch nur schlechtes. Hoffen, dass wir für all den Spaß den wir haben & all die Freiheiten die wir genießen eines Tages auf die Fresse fliegen. Dann können sie endlich sagen sie hätten es ja schon immer kommen sehen. Dann können sie noch mal schnell nachtreten.
Und falls wir nie stürzen, tja dann waren sie ja stets unsere "Freunde" & haben sich an unseren Geschichten erfreut.

Everyones a winner baby !

Aber hey, das ist in Ordnung. Wir haben es uns schließlich selbst ausgesucht. Wir genießen es nicht nur Menschen der Nacht zu sein, wir lieben es.

#Menschen_der_Nacht
#keep_it_real



Samstag, 11. Oktober 2014
Menschen der Nacht #9
Menschen ihr Geld abzunehmen, in einem Spiel in dem man mathematisch einen riesigen Vorteil hat, ist nicht schwer. Sie dabei glücklich zu halten & ihnen das Gefühl zu geben, es ginge ja nicht wirklich ums gewinnen allerdings, ist eine Kunst. Eine schwarze Kunst zweifelsohne. Aber eine Kunst nichtsdestotrotz. Nun werden manche sagen, dass es vielleicht nichts ist worauf mein stolz seien sollte, aber verdammt nochmal, ich beherrsche sie so gut, wie es nicht viele Andere tun! Doch in letzter Zeit werde ich ihr müde.
Vielleicht ist es Zeit was Neues anzufangen. Was positives.
Wer weis, wer weis...



Menschen der Nacht #8
Mit Zigarette im Mund & einem Pint Bier in der Hand, steht er auf der Raucherterrasse und schreit die Hunde auf dem Fernsehbildschirm an.

Komm schon Nummer drei! KOMM SCHON! NUMMER 3! FUUUUCK!!!

Nummer 3 gewinnt nicht. Nummer 3 war der Hund mit der besten Quote. 4,03 : 1. Er hat heute schon über 700$ in Hunderennen verloren... und die Nacht ist noch jung.
M. versucht ihm zu erklären warum es eine schlechte Idee ist seine Verluste zu jagen. Vor allem indem man immer höhere Beträge auf schlechtere Hunde setzt.
„Die Quoten kommen doch nicht von ungefähr. Hat schon seinen Grund, dass die dir 4:1 anbieten.“
Es ist ihm egal.
Wir saugen unser Bier leer und machen uns auf zum Home Game.
Nach ein paar Stunden kommt er auch reinspaziert.
Er stellt sich hinter mich und kuckt mir beim spielen zu. Ich drehe mich um und werfe ihm den "Na-wie-ists-noch-gelaufen-Kopfnicker" zu. Er schüttelt nur stumm den Kopf. Kein gutes Zeichen.
Als der Sitz neben mir frei wird nimmt er Platz und kauft sich für 60$ ein. Seine letzten 60$ wie er mir deprimiert erklärt.
Er murmelt noch irgendetwas von nur Pech & erst wieder Geld in zwei Wochen vor sich hin, bevor er still wird und sich auf die Karten konzentriert.
Ich schiebe meine Chips nach Vorne, lasse mich ausbezahlen und schlüpfe in meinen Hoodie, bevor ich aufstehe und ihm im Gehen viel Glück wünsche.

Viel Glück braucht man, wenn man als kleiner Fisch im Haifischbecken schwimmt.



Dienstag, 7. Oktober 2014
Menschen der Nacht #7
Am Ende saß er alleine an einem verlassenen Strand.
Er blickte zum Horizont & freundete sich letzten Endes mit dem Gedanken an, dass er wohl niemals die Antworten auf all die Fragen bekommen würde, die ihn sein Leben lang geplagt hatten. Wie so viele Andere war er einem Irrglauben gefolgt, Jahre lang einer Einbahnstrasse gefolgt bis es zum Umkehren zu spät war. Und alles für Nichts. Verdammt nochmal...

Er zündete sich eine letzte Zigarette an, nahm einen letzten Schluck aus der Flasche & zog einen Schlussstrich. Ganz in seinem Stiel, mit Zigarette im Mund und einer Schnapsflasche in der Hand...

#RIP
#Menschen_der_Nacht



Donnerstag, 4. September 2014
Menschen der Nacht #6
Sie haben vergessen dass es nur ein Spiel ist, vergessen zu lachen, vergessen wann es Zeit ist aufzuhören.
Sie haben sich selbst verloren in dieser künstlichen Welt aus grellen Lichtern und Lärm. Mit dunklen Ringen unter ihren fiesen Knopfaugen, in denen sich der Zirkus von Wahnsinn & Trauer spiegelt durch den sie Nacht für Nacht torkeln ohne wahrzunehmen, dass sie schon lange keine Besucher, keine Zuschauer mehr sind, aber selbst Akteure in diesem niemals endendem Drama.

#RIP
#Menschen_der_Nacht



Mittwoch, 6. August 2014
Menschen der Nacht #5
Einige Nächte sind ins Land gezogen.
Geburtsfeiern die um 5 Uhr morgens starteten & einige von diesen traurigen Gestalten die man ehr ungern sieht. Einer von welchen ich unter vier Augen nahe legen musste, dass wenn man 240K in weniger als einem Jahr verspielt hat & man sich weder die Miete noch Benzin oder Essen leisten kann, es definitiv Zeit ist nach Hause zu gehen (und einen Selbstausschluss zu unterschreiben)!
Er schien einsichtig.
Letze Nacht saß er wieder am Tisch.
Er war mit dem Taxi gekommen. Sein Auto hat er verkauft...



Samstag, 26. Juli 2014
Menschen der Nacht #4
3.55 Uhr Sonntag Morgen.
Ein lauter Schlag. Die Wohnungstür fliegt auf.
In kugelsicheren Westen & schwer bewaffnet stürmen die Beamten die Wohnung.

Er leistet keinen Widerstand. Sinn würde es ohnehin nicht machen. Außerdem ist er viel zu berauscht.
Geblendet von Unmengen an Geld, Party & falschen Freunden war er unvorsichtig geworden. Und er weis es.

Während ihm seine Rechte vorgelesen werden & die Beamten immer mehr Bargeld & Amphetamine in Beschlag nehmen, fragt er sich, wie lange er wohl einsitzen wird. 5 Jahre? 10? Ihm wird schlecht bei der Vorstellung. Er übergibt sich.


Er wird später einmal sagen, er sei nie schneller runtergekommen als an jenem kalten Sommermorgen auf dem Rücksitz eines schwarzen Audi, unterwegs Richtung Polizeipräsidium.



Montag, 21. Juli 2014
Menschen der Nacht #3
Mitten in der Nacht klingelt das Telefon. Nichts ungewöhnliches.
Er fragt ob er die Flasche Weizenbier trinken darf, die ich in seinem Kühlschrank stehen lassen habe.
Noch bevor ich ihm antworten kann höre ich ihn wutentbrannt durch das gesamte Haus schreien:
„WELCHER WICHSER STELLT EINE LEERE BIERFLASCHE MIT KAPSEL DRAUF ZURÜCK IN DEN BESCHISSENEN KÜHLSCHRANK???“

Dann bricht die Verbindung ab...



Donnerstag, 17. Juli 2014
Menschen der Nacht #2
Er saß alleine an der Bar. Als ich mich neben ihn setzte und einen Drink bestellte brauchte er nicht lange um mich in ein bisschen Smalltalk zu verwickeln.
Er roch nach Schnaps & Zigaretten (noch strenger als es in dieser Stadt sowieso fast jeder tut),
„Verlass diese gottverdammte Stadt bevor es zu spät für dich ist Kleiner“ mahnte er mich zum Abschied nachdem ich meinen Whiskey & noch 2 weitere recht zackig hintergeschüttet hatte.

Als ich 4 Tage später, nach Schnaps & Zigaretten stinkend über meinen "Guten-Morgen-Drink", zu dem ich mich von einer blonden, halb nackten Bedienung am Weg zum cafe holen hatte überreden lassen & über all die Junkies, Spielsüchtigen & anderen traurigen Gestalten nachdachte von denen ich die letzten 96 Stunden umgeben war, verstand ich plötzlich was der alte Trunkenbold meinte.
Denn obwohl ich weniger als 2 Stunden zuvor mit blutunterlaufenen Augen, nach geschätzten 1,5 Stunden Schlaf, das bisschen Essen vom Vortag und ungefähr doppelt soviel Galle in meine Dusche gekotzt hatte, sehr viel Geld ärmer war & mir nicht 100% sicher war, wie lange genau ich eigentlich schon hier war, lustete es mich nach mehr.
Eine halbe Stunde später stand ich mit gepackten Koffern an der Rezeption. Der selbe Porter als beim Einchecken... James.
„Ich hoffe sie haben Ihre Zeit hier genossen Sir?“

Eine Antwort war kaum nötig, er konnte es mir ansehen, konnte es an mir riechen... Nur eins von vielen potenziellen Opfern dieser Stadt. "Nichts wie weg hier" war die Devise!

Ich steckte ihm 20$ Trinkgeld zu & verabschiedete mich mit den Worten „Viva Las Vegas James!“ bevor ich mich umdrehte und (leicht wehmütig) in Richtung Ausgang torkelte.